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Die Asam­kirche
Alders­bach

Hier erfahren Sie alles zur beeindruckenden Geschichte der Asamkirche.

DIE GESCHICHTE DER ASAMKIRCHE

Mindestens seit 872 ist in Aldersbach eine Kirche zu Ehren des Heiligen Petrus nachgewiesen. Im Ortsteil St. Peter gründete Bischof Otto von Bamberg um 1120 ein Augustinerchorherrenstift. Dieses Chorherrenstift sollte jedoch nicht lange Bestand haben. Wenige Jahrzehnte nach seiner Gründung wurde es an den Orden der Zisterzienser, einem Reformzweig des Benediktinerordens, übergeben. 12 Mönche aus dem fränkischen Ebrach übernahmen das Kloster und verlegten ihren Sitz auf das heutige Areal unterhalb des St. Bernhardsberges. Es entsteht eine erste dreischiffige, romanische Basilika, die 1207 vom Passauer Bischof Mangold eingeweiht wird. Unter den Zisterziensern sollte das Kloster in Aldersbach in der Folgezeit seinen rasanten Aufstieg erleben und so sehr wachsen, dass von Aldersbach aus andere Klöster neu gegründet wurden, wie z. B. das benachbarte Kloster Fürstenzell. Eine erste Schule, ein Spital und zahlreiche weitere Klosterbauten folgen. Den Gipfel der Blütezeit des Zisterzienserklosters sollte der Bau der Klosteranlage und der Klosterkirche, die sie heute besuchen können, in den Jahren zwischen 1700 und 1803 bilden. Etwa alle 10 Jahre beginnen die Mönche ein neues Großprojekt: Konvent, Klosterkirche, Universität, Prunksäle und Klostergärten entstehen mit großem Aufwand. Ab dem Jahr 1720 beginnt auch der Bau der heutigen Kirche im Stil des Rokoko, der mit den letzten Umbauten erst gegen Ende des 18. Jh. fertiggestellt wird.

DER GROSSE BRUCH DURCH DIE SÄKULARISATION

Seine größte Katastrophe erlebte das katholische Kloster bereits wenige Jahre nach der Fertigstellung der barocken Klosteranlage. Mit der Säkularisation im Jahr 1803 und der Verstaatlichung aller Kirchengüter wurde auch im bayerischen Aldersbach ein blühendes Kloster zerstört, das seitdem trotz etlicher Versuche bis in die 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts nicht wiederbegründet werden konnte. Deshalb wird die Pfarrei Aldersbach heute von 3 Priestern der Diözese Passau betreut, die im ehemaligen Klostergebäude wohnen und auch in den umliegenden Pfarreien eingesetzt sind.

DER KIRCHENBAU IN SEINER HEUTIGEN FORM

Zu jedem Kloster gehören neben den Wohngebäuden der Mönche und dem Konvent auch Räume für die weiteren Tagesaufgaben eines Mönches. In der Regel des Heiligen Benedikt, nach der auch die Zisterzienser leben, gibt es den berühmten Satz “Ora et Labora” (“Bete und Arbeite”). Und so sind auch in Aldersbach neben den Wohngebäuden die Wirtschaftsgebäude des Klosters, die Brauerei und der heutige Gemeindebauhof als damalige Landwirtschaft entstanden. Neben der Arbeit braucht es aber auch den Raum für das Gebet, eine Klosterkirche. Die heutige barocke Klosterkirche hatte einige Vorgängerbauten, aber mit dem Erstarken des Klosters und dem wirtschaftlichen Erfolg wurde es zu Beginn des 18. Jahrhunderts Zeit, eine neue, dem Ansehen des Klosters und seiner Bedeutung würdige Kirche zu schaffen. Das sollte um das Jahr 1721 herum geschehen. In etwas ungewöhnlicher Weise. Die Aldersbacher Mönche beschlossen nämlich zunächst den Bau der auch für damalige Verhältnisse ziemlich großen Außenhülle durch Domenico Magzin, völlig ohne Schmuck und Einrichtung im Inneren. Selbst die Orgelempore war im ursprünglichen Rohbau noch nicht eingebaut.

DIE GEBRÜDER ASAM IN ALDERSBACH

Diese leere Wandpfeilerhülle vertrauten die Aldersbacher Mönche den Gebrüdern Asam zu Ausgestaltung an. Cosmas Damian und Egid Quirin waren damals in Bayern noch völlig unbekannt. Die beiden Brüder aus einer Benediktbeuerer Klostermalerfamilie hatten in Rom Maler und Stuckateur gelernt und waren jetzt auf der Suche nach Aufträgen in ihrer bayerischen Heimat. Beide hatten getrennt voneinander schon einige Aufträge in Bayern erhalten, aber der große Durchbruch war ihnen noch nicht gelungen. Die Aldersbacher Mönche erkannten ihr Talent und gaben den beiden gemeinsam den Auftrag, den Aldersbacher Rohbau zu einer Barockkirche auszugestalten. Dieses Gemeinschaftsprojekt sollte den Ruhm der beiden Brüder in Bayern begründen und ihnen viele Aufträge in namhaften Kirchen verschaffen. Deshalb sprechen wir hier in Aldersbach von DER Asamkirche, obwohl die beiden noch viele weitere Kirchen gestaltet haben und auch in Aldersbach nicht alleine tätig waren, sondern von vielen namhaften Kollegen unterstützt wurden, etwa von Joseph Deutschmann, Matthias Götz oder Kaspar Grießemann, einem begnadeten Holzschnitzer und Mönch des Klosters.

DAS THEOLOGISCHE GRUNDKONZEPT DER KIRCHE

Überhaupt ist die barocke Pracht in der Fülle, in der wir sie in Aldersbach sehen, nur durch das tatkräftige “labora”, die Mitarbeit von vielen im Kloster wohnenden Handwerkern und Künstlern unter den Mönchen, überhaupt erst möglich geworden. Als reine Auftragsarbeit an bezahlte Künstler wäre sie nicht nur heute, sondern auch zur damaligen Zeit unbezahlbar gewesen! Aber zur Verherrlichung Gottes war den Mönchen und auch der Bevölkerung in der Barockzeit keine Ausgabe zu hoch. Der erste Zweck einer Kirche war nicht die Unterhaltung des Betrachters, sondern zu allererst die Verherrlichung Gottes in Stuck und Bild. So ist in Aldersbach das Bildprogramm an der Decke eine Abbildung des gesamten Lebens Jesu, von der Verkündigung seiner Geburt, die über der Orgelempore dargestellt ist, bis hin zur Sendung des Heiligen Geistes am Pfingstfest, die im Chorbereich ins Bild gefasst wurde. Die Bilderreihe folgt damit der klassischen Ausrichtung einer katholischen Kirche bis ins Jahr 1968. Beginnend am Hauptportal im Westen sollte der Betrachter durch die Ausgestaltung der Kirche langsam, aber sicher nach vorne zum Hauptaltar am Ostende der Kirche geführt werden, in dem zentral der Tabernakel mit den geweihten Hostien, also Jesus selbst, als Ziel auf den Betrachter gewartet hat. Westen war damals die Himmelsrichtung, die den Heiden zugeschrieben wurde, die erst noch vom Licht der Welt, also von Jesus selber, mit dem Licht der aufgehenden Sonne erleuchtet werden mussten. Die Ostung der Kirchen brachte außerdem den Vorteil mit sich, dass am Sonntagmorgen bei der Feier der Heiligen Messe ganz ohne Scheinwerfer natürliche Lichteffekte gesetzt werden konnten, die Kirche und Altar besonders akzentuieren. Eine Technik, die bis heute funktioniert!

DAS DECKENFRESKO MIT DEM HL. BERNHARD

Den Mittelpunkt dieser Reise durch die Kirche bildet in Aldersbach das große Hauptfresko von der Weihnachtsvision des Heiligen Bernhard. Der Hl. Bernhard, der Begründer des Zisterzienserordens, hatte immer die Sehnsucht, den Zeitpunkt der Geburt Jesu in einer Vision genau zu sehen und der Legende nach wurde ihm diese Vision von Gott auch geschenkt. Den Zeitpunkt, als Bernhard die Szene rund um die Krippe sieht, stellt das Fresko im Hauptgewölbe in barocker Pracht dar. Weil aber zur Geburt Jesu immer auch die Gottesmutter Maria gehört, wird den Zisterziensern bis heute eine Verbindung zu Maria nachgesagt, die auch darin ihren Ausdruck findet, dass viele zisterziensische Klosterkirchen der Gottesmutter geweiht sind. Das ist auch der Grund, dass die Kirche in Aldersbach ihren Namenstag am 15.8. feiert und somit der Himmelfahrt Mariens geweiht ist. 

DIE WEITEREN ALTÄRE IN DER KIRCHE

Die weitere Aufteilung und Einrichtung der Kirche ist nun nicht mehr nur der Verherrlichung Gottes, sondern vor allem auch ihrem praktischen Zweck als Klosterkirche geschuldet. So greifen die Seitenaltäre die Richtung der Kirche zum Hochaltar auf, weil sie von hinten nach vorne immer prächtiger werden, obwohl sie einem ganz anderen Umstand geschuldet sind. Zur Blütezeit wohnten im Kloster in Aldersbach auch sehr viele Priestermönche. Und jeder Priester muss nach der Ordnung der katholischen Kirche bis heute einmal täglich die Heilige Messe feiern. In der Barockzeit war allerdings eine sogenannte Konzelebration, die Messe mit mehreren Priestern nicht erlaubt, sodass den Mönchen nichts anderes übrig blieb, als nacheinander die Heilige Messe zu feiern. Um diesem Umstand zu begegnen, wurden in allen Klosterkirchen der damaligen Zeit Seitenaltäre eingebaut, die es ermöglichten, mehrerer Messen gleichzeitig zu feiern. In Aldersbach nicht nur im Kirchenraum, sondern auch im Kapellenkranz rund um den Hochaltar, den man im Grundriss der Kirche deutlich sehen kann.

DAS LAIENGESTÜHL

Das sogenannte Laiengestühl, das heute fester Bestandteil einer jeden Kirche ist, war zur Erbauungszeit der Kirche noch nicht vorgesehen und der Raum war einfach leer. Zwar brauchte man den Fußboden, weil an der Decke ja das Verherrlichungsprogramm für Gott seinen Platz gefunden hatte, aber “Zuschauer” gab es bei den gewöhnlichen Messen im Kloster nicht. Die Aldersbacher Bürger mussten in ihrer Pfarrkirche in St. Peter am heutigen Friedhof oder in der Portenkirche an der ehemaligen Klosterpforte zur Heiligen Messe gehen und wurden nur zu bestimmten Feiertagen in die Klosterkirche gebeten. Erst nach der Erhebung dieser katholischen Kirche zur Pfarrkirche wurde unter Verwendung von Teilen aus der ehemaligen Pfarrkirche ein Gestühl für die Laien eingebaut. Das wurde notwendig, weil diese Kirche nach der Säkularisation, der Verstaatlichung von Kirchengütern 1803, in der Gefahr war, zum Pferdestall degradiert zu werden. Das wollten die Aldersbacher Gott sei Dank nicht zulassen und verzichteten auf ihre alte und kulturhistorisch weit weniger bedeutende Pfarrkirche. So hatten sie 1806 die Möglichkeit, den Freistaat Bayern um die Rückgabe der Aldersbacher Asamkirche zu bitten, da Pfarrkirchen von der Verstaatlichung nicht betroffen waren.

DIE ORGEL UND DIE ORGELEMPORE

Die Orgelempore, die von den Gebrüdern Asam nachträglich eingebaut wurde und deshalb zu einem großen Teil mit dem gesamten Gewicht auf den beiden Pfeilern mit den großen Engeln ruht, wurde vom Organisten auch nur zu diesen großen Festgottesdiensten benutzt. Für die normalen Klostermessen gab es eine Chororgel auf der linken Seitenempore im Chorbereich der Mönche, wo auch heute noch eine kleine Orgel steht, die vom Hauptspieltisch aus mit benutzt werden kann. Auf der Orgel, die ein Nachbau der Originalorgel, deren Gehäuse nach einem Stadtbrand nach Vilshofen gebracht und dort eingebaut worden ist, finden sie ein Detail, das für benediktinische Klosterkirchen typisch ist: Eine Uhr! Die Mönche sollten nämlich laut dem Hl. Benedikt eben nicht vor lauter “ora” das “labora” vergessen, sodass auch in der Kirche eine Uhr angebracht ist, um die Mönche an ihre Arbeitszeit zu erinnern, die nach dem Gebet wieder ihren festen Platz haben musste.

DAS CHORGESTÜHL VON KASPAR GRIESSEMANN

Jetzt aber gilt es unseren Blick endlich nach vorne zu wenden in den Chorbereich der Mönche. Zwischen Hochaltar und Hauptschiff ist hinter der Chorschranke das sogenannte Chorgestühl von Kaspar Grießemann. 7 Mal am Tag waren die Mönche hier zum sogenannten “Stundengebet” versammelt. Zur festen Gebetszeit, in der 2 Gruppen abwechselnd Psalmen gesungen haben. Das Aldersbacher Chorgestühl ist fein geschnitzt und bietet etwa 60 Mönchen Platz. Die übrigen Mönche waren nicht vom Gebet befreit, sondern befanden sich entweder gerade außerhalb des Klosters bei wichtigen Aufgaben oder auf der Krankenstation im Bereich rechts über dem Chor, auf der kleinen Empore oder hinter den Fenstern.

DER HOCHALTAR

Vor dem Chorgestühl steht die “Kathedra”, der Thron des Abtes und der prunkvolle Hochaltar. Dieser ist alleine schon durch seine imposante Größe bemerkenswert. Er steckt aber auch voller raffinierter Technik, mit der die Mönche damals versucht haben, den Menschen die Feier der heiligen Messe zu erklären und interessant zu machen. So sind z. B. einzelne Teile des Altares drehbar, sodass je nach Jahreszeit durch unterschiedliche Bilder unterschiedliche Feste besonders hervorgehoben werden konnten. Etwa durch dunkle Bilder, die in der Fastenzeit das viele Gold wenigstens etwas reduziert haben. Außerdem sind einzelne Figuren des Altares durch einfache Mechanismen, die auch heute noch funktionieren, auf und ab zu bewegen, sodass ein regelrechtes Figurentheater entsteht, wenn etwa in der Osternacht der Auferstandene langsam hinter dem Altar nach oben gefahren wird. Auch das große Altarbild ist nicht fest in den Rahmen eingespannt, sondern mit Abstand dahinter montiert, sodass Veränderungen möglich sind. Gerade dieses Altarbild zeigt jedoch eine Besonderheit. In der heutigen Zeit würde es nämlich einen Skandal produzieren: Es zeigt die sogenannte “lactatio”: Die Gottesmutter links im Bild entblößt ihre Brust und spritzt dem Heiligen Bernhard rechts etwas von ihrer Milch direkt in den Mund. Für uns heute ein Skandal, weil die entblößte Brust sehr erotisch aufgeladen ist. Für einen barocken Menschen jedoch ist es lediglich ein Symbol der Weitergabe der Weisheit der Mutter an ihren Sohn.

DIE KANZEL

Besonders sehenswert sind 2 weitere Einrichtungsgegenstände: Die Kanzel an der linken Seite, die der Ort der Verkündigung war. Von ihr aus konnte jeder in der Kirche den erhöht stehenden Priester auch gut verstehen, wenn er das Evangelium vorgelesen und darüber gepredigt hat. Deshalb sind auf der Kanzel auch die 4 Evangelisten mit ihren Symbolen dargestellt. Das Evangelium ist ja bekanntlich der Bericht, auf dem die gesamte Botschaft des Christentums ruht. Deshalb sind die 4 Evangelisten nicht nur auf der Kanzel, sondern auch auf den Trägerbereichen der 4 Pfeiler verewigt, auf denen das Deckengewölbe der Kirche ruht. Auch die Vision des Hl. Bernhard ruht auf den Pfeilern des Evangeliums und soll in der ganzen Welt gehört werden, weshalb die 4 damals bekannten Erdteile in den kleinen Engeln auf dem Schalldeckel der Kanzel symbolisch dargestellt sind.

    DIE BEICHTSTÜHLE

    Wenn nun ein Christ so gar nicht nach dem lebt, was ihm das Evangelium vorschreibt kommen die letzten Einrichtungsgegenstände zum Einsatz auf die wir auch digital zeigen wollen: Die Beichtstühle, die besonders an den vorderen beiden Seitenaltären sehr kunstvoll gestaltet sind und die den Sünder auf sehr bildliche Art und Weise auf die Folgen seines schlimmen Tuns hinweisen. Die 4 Engel stehen für die 4 letzten Dinge im Leben eines Menschen: Gericht, Fegefeuer, Himmel, oder Hölle.

    DAS „ALDERSBACHER SCHWAIBERL“

    Da es in einer barocken Kirche so viel zu entdecken gibt und man leicht etwas übersieht hat es sich in Aldersbach eingebürgert nach dem “Aldersbacher Schwaiberl” zu suchen. Man sagt, wer dieses kleine Detail in der barocken Fülle entdeckt hat, der hat sich intensiv genug mit den Bildern in dieser Kirche beschäftigt. Sie finden die Aldersbacher Schwalbe im Hauptdeckenfresko im hinteren Bereich auf der von ihnen aus gesehen rechten Seite. Über der zweiten Säule von hinten sehen sie ein weißes Spruchband mit der goldenen Aufschrift “ENIM”. Etwa einen Meter oberhalb dieses Spruchbandes steht ein Holzstab aus einem runden Fenster und auf diesem Holzstab sitzt eine Schwalbe, die gleichzeitig ein Symbol für Maria und für die Auferstehung ist und deshalb in Aldersbach als kleines Detail so berühmt geworden ist. Gerne darf sich jeder auf die Suche nach der Schwalbe machen.

    DIE GESCHICHTE DES KLOSTERS ALDERSBACH

    Robert Klugseder schreibt auf seiner Seite “Alderspach” über die Geschichte des Klosters in Aldersbach.